Goldener Schlüssel für das Bundeskanzleramt, 1977

Nachbildung des goldenen Schlüssels für das damalige Bundeskanzleramt. Foto: Thomas Schultze

Goldener Schlüssel für das Bundeskanzleramt, 1977

Mai 2020

Die Sammlung des Deutschen Schloss- und Beschlägemuseums in Velbert bietet allerlei interessante und spannende Objekte, die zeigen, wie weit verstreut in der Welt die Schlüssel und Schlösser aus Velbert zu finden sind und an welchen besonderen Orten sie zum Einsatz kommen. Im Jahre 1976 schaffte es ein Schlüssel aus Velbert sogar in das damalige Bundeskanzleramt nach Bonn!


Ende der 1960er Jahre beschloss das Bundeskabinett aufgrund akuten Platzmangels, das Bundeskanzleramt im Palais Schaumburg zugunsten eines Neubaus aufzugeben. Das neue Gebäude im Bonner Ortsteil Gronau war von 1976 bis 1999 Sitz des Bundeskanzleramtes. Dieser Neubau wurde mit Schlössern der Velberter Firma BKS ausgerüstet. Die BKS GmbH wurde 1903 gegründet und fertigt auch heute noch mechanische und elektronische Schließzylinder, Schlösser und Schließsysteme sowie Panikschlösser für Flucht- und Rettungswege und Fluchttürsicherungen.
BKS hatte aber nicht nur das Bundeskanzleramt bestückt, sondern gemeinsam mit dem Goldschmiedemeister H. Leifels aus Velbert auch den goldenen Generalhauptschlüssel gefertigt. Der Schlüssel zeigt auf einer großen rechteckigen Reide den Bundesadler und die Aufschrift „Bundeskanzleramt“. Das Foto zeigt Bundeskanzler Helmut Schmidt bei der Übergabe des goldenen BKS-Generalhauptschlüssels für das neue Bundeskanzleramt durch Bundesbauminister Karl Ravens. Schmidt soll begeistert gesagt haben: „So einen schönen Schlüssel habe ich noch nicht gehabt!“
Der goldene Schlüssel aus unserer Sammlung wurde nur ein Jahr später hergestellt. Es handelt sich um eine originalgetreue Nachbildung, allerdings wurden die Profilierung und Einschnitte des Schlüssels aus Sicherheitsgründen geändert. 

Bundeskanzler Helmut Schmidt und Bundesbauminister Ravens bei der Schlüsselübergabe im Frühjahr 1976
Bundeskanzler Helmut Schmidt und Bundesbauminister Ravens bei der Schlüsselübergabe im Frühjahr 1976. Foto: Deutsches Schloss- und Beschlägemuseum

Leider können Sie den goldenen Schlüssel derzeit nicht bestaunen, denn das Deutsche Schloss- und Beschlägemuseum ist umzugsbedingt geschlossen. Allerdings werden wir ihn nach der Wiedereröffnung in unserer Quartalsvitrine im Foyer des Museums zeigen, in der regelmäßig besondere und spannende Objekte aus unserer Sammlung ausgestellt werden.

Dr. Yvonne Gönster

Hahn‘s Zitsch und Keppels Büdchen

Keppels Büdchen vor dem Rathaus, Bergisch Gladbach, um 1930. Foto: Bergisches Museum für Bergbau, Handwerk und Gewerbe

Hahn‘s Zitsch und Keppels Büdchen

April 2020

Im Bergisch Gladbach der Nachkriegszeit war Hahn’s Zitsch ein bekannter Markenname. Angepriesen als „Brauselimonade“ mit „mindestens 7 Prozent bestem Zucker“ wurde die Limo vermutlich bereits in den 1920er Jahren in Bergisch Gladbach produziert.

Für die Sonderausstellung „MittagsPause! Über die Auszeit vom Arbeiten“ hat Hans Dieter Sciagala dem Bergischen Museum für Bergbau, Handwerk und Gewerbe die bauchige Glasflasche geliehen. Er erforschte auch die Geschichte der Getränkefabrik.

Diese Flasche stammt laut Etikett aus der Produktion von Walter Hahn. Walter war der Sohn des Firmengründers Carl, der 1903 ein Mineralwasser-Geschäft übernahm. Nach dem Zweiten Weltkrieg baute Walter das komplett zerstörte Firmen- und Wohngebäude der Familie am Refrather Weg 2 wieder auf. Und produzierte wieder Hahn’s Zitsch.

Hahn‘s Zitsch und Keppels Büdchen
Flasche Hahn’s Zitsch. Foto: Jo Wittwer

Neben vielen Gaststätten in der Stadt und im näheren Umland vertrieb auch Keppels Büdchen die Limonade. Der Kiosk am heutigen Konrad-Adenauer-Platz im Herzen Bergisch Gladbachs hieß so nach seinem Betreiber Peter Keppel. Im Stadtarchiv Bergisch Gladbach finden sich Fotos aus den 1950er Jahren, die das Büdchen mit Werbung für das beliebte Getränk zeigen. Das Foto des Büdchens aus den Sammlungen des Museums dagegen hat keine Werbung. Vermutlich stammt es aus der Zeit um 1930.
Mit Sicherheit gehörte auch Hahn‘s Zitsch zur damaligen Pausenkost dazu. In der Ausstellung im Bergischen Museum, die noch bis zum 11. Oktober 2020 zu sehen sein wird, steht sie sinnbildlich für das Entstehen der modernen Getränkeindustrie. In Glasflaschen abgefüllt, eroberten Mineralwasser und Limonaden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts unsere Pausen. Sie verdrängten nach und nach Brunnenwasser und Bier als Erfrischungsgetränke. Nur der Kaffee, von dem die Nachmittagspause ihren Namen hat, wurde noch allgegenwärtiger. 


Sandra Brauer

Brutapparat für Hühnereier, um 1930Brutapparat für Hühnereier, um 1930

Foto: Brutapparat für Hühnereier, LVR-Freilichtmuseum Lindlar, Suzy Coppens, Bergerhof Studios

Brutapparat für Hühnereier, um 1930

März 2020

Der elektrisch betriebene Brutapparat bietet Platz für etwa 30 Hühnereier und ermöglicht das Ausbrüten ohne die Hilfe der Glucken. Durch eine verstellbare Drehscheibe kann die Temperatur im Inneren des Geräts eingestellt werden. Da die Apparate das Klima für eine erfolgreiche Ausbrütung nicht exakt halten konnten, mussten die Eier regelmäßig von Hand gewendet werden.


Die Aufzucht des Geflügels und damit die Betreuung der Brutapparate zählte in den 1920er Jahren zu den klassischen Frauentätigkeiten auf dem Land. In Folge wiederholter Missernten forderten regionale Behörden ab 1925 eine Intensivierung der Geflügelhaltung, um Frauen ein zusätzliches Einkommen – das Eiergeld – zu ermöglichen.

Die anfallenden Kosten für einen Ausbau der Geflügelzucht konnten sich jedoch nur die wenigsten Betriebe leisten. Ein großer Anteil der Frauen, die sich mit der Geflügelhaltung beschäftigten, hielten meist nur so viel Geflügel, dass es für den Eigenbedarf reichte.
Der Brutapparat ist Teil der neuen Ausstellung: Land – Frauen – Arbeit in der Weimarer Republik, die ab dem 10. März bis zum 31. Dezember 2020 im LVR-Freilichtmuseum Lindlar zu sehen ist. Die Ausstellung gibt Einblicke in das Alltagsleben und die Arbeitsbereiche von Frauen im Bergischen Land in den 1920er Jahren. Neben dem neu erlangten Frauenwahlrecht, neuen Freizeitaktivitäten und Bildungschancen, beschäftigt sich die Ausstellung mit unterschiedlichen Berufsfeldern, in denen Frauen zu dieser Zeit tätig waren. 

Viola Mautsch

Ansicht vom „Mäuerchen“, Elberfeld, 1860

Foto: Historisches Zentrum Wuppertal

Ansicht vom „Mäuerchen“, Elberfeld, 1860

Februar 2020

Die Aufnahme zeigt eine Ansicht vom „Mäuerchen“ in Elberfeld mit einem Teil der Schlossbleiche im Vordergrund aus dem Jahre 1860 zu einer Zeit, als es die Schwebebahn über der Wupper noch nicht gab. 

Auf der linken Wupperseite steht das Gebäude der Manufaktur Johann Simons Erben, einem Betreiber für mechanische Webstühle. Johann Simons (1735-1789), der aus dem Raum Krefeld nach Elberfeld gekommen war, hatte die Firma um 1760 gegründet. Um 1875 war sie mit 710 Beschäftigten die größte Firma im Tal. Um 1900 erwarb die Stadt Elberfeld das Fabrikgelände. Hier entstand unter anderem das 1906 eröffnete Thalia-Theater und die Industrie- und Handelskammer.

Die etwa in der Bildmitte erkennbare Simonssche Brücke über die Wupper zum Islandufer entspricht in etwa dem heutigen Bismarcksteg. Im Hintergrund sind die Türme der St. Laurentiuskirche erkennbar, der ersten katholischen Kirche in Elberfeld nach der Reformation, die von 1828 bis 1832 am Laurentiusplatz im Luisenviertel erbaut wurde.

 
Diese und viele andere Geschichten erzählt die Sonderausstellung des Historischen Zentrums Wuppertal „Friedrich Engels – Ein Gespenst geht um in Europa„, zu sehen vom 29. März bis 20. September 2020 in der Kunsthalle Barmen. 

Aufnahme von 1887

Foto: Schlossbauverein

Aufnahme von 1887

Januar 2020

Das Objekt des Monats Januar 2020 ist eine Reproduktion von einer der ältesten Glasplatten aus dem Bestand des Museums Schloss Burg.

Die Aufnahme wurde im Jahr 1887 und damit kurz vor der Gründung des Schlossbauvereins erstellt. Sie zeigt eine Familie im Innenhof des Schlosses. Noch haben keine Restaurierungsarbeiten am Schloss begonnen. Am rechten Bildrand erkennt man schemenhaft die Fundamente des Bergfrieds, am linken Bildrand die ruinösen Außenmauern des Saalbaus. In der Bildmitte das stark geschädigte Torhaus mit Wehrmauer und dem sogenannten Diebsturm.

Die wesentliche Aussage des Bildes ist aber, dass selbst die Ruine des Schlosses Besucher nach Burg zog. Die Personen haben sich fein gekleidet und man kann sich gut vorstellen, dass die Aufnahme im Rahmen eines Sonntagsausfluges entstanden ist.
 
Gregor Ahlmann

Das Objekt ist Teil der Sonderausstellung „Burg und das Gastgewerbe“, 23. Januar bis 19. April 2020.

Zunftkanne

Foto: Trägerverein Niederbergisches Museum Wülfrath e.V.

Zunftkanne

Dezember 2019

Die Zunftkanne ist ein zylindrisches oder konisches Schankgefäß, das bei Zunft- und Ratsversammlungen Verwendung fand. Bei Lossprechungs-Feiern nahmen die Lehrlinge daraus ihren ersten Gesellentrunk.

Die Zünfte waren Berufsvereinigungen, die sich im Mittelalter in großen Städten gründeten. Die erste Zunft der Zinngießer wird im 13. Jahrhundert in Nürnberg erwähnt. Sie legte die Anzahl der Meisterbetriebe fest und sorgte somit für das nötige Auskommen der Werkstätten. Darüber hinaus wachte sie über die Legierungen, über Ausbildungs- und Prüfungsordnungen und über die Zeremonien der Gesellen- und Meisterfeiern.

Lehrling konnte nur der werden, der „ehrlich und fromm“ war und dessen Vater einen „ehrenwerten“ Beruf hatte. Die Lehrzeit dauerte drei bis sechs Jahre. Konnte von der Familie ein Lehrgeld entrichtet werden, verringerte sich die Lehrzeit um ein bis zwei Jahre. Nachdem der Lehrling die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und sein Gesellenstück zur Zufriedenheit des Meisters hergestellt hatte, bat er vor der Zunfttruhe, die für die anschließenden Wanderjahre bereitstand, um Lossprechung. Daran schloss sich ein großzügiger Umtrunk der Zunftversammlung an, für den der Junggeselle selbst zu sorgen hatte.

Christa Hoffmann

Museum und Forum Schloss Homburg

Foto: Oliver Kolken

Musikautomat, um 1890

November 2019

Die Polyphon-Musikwerke AG in Wahren bei Leipzig wurde 1889 gegründet und stellte zahlreiche Musikautomaten in unterschiedlichen Größen her. Dabei handelt es sich um Blechplatten-Spieldosen, die erstmals 1886 mit auswechselbaren Platten, zunächst noch aus Karton, erschienen. Bereits im Folgejahr kamen die deutlich widerstandsfähigeren Platten aus Metall auf den Markt. Sie waren relativ preiswert und ermöglichten es, ein Repertoire an Musikstücken vorrätig zu halten.


Größere Blechplattenspieldosen wurden gern für gewerbliche Zwecke genutzt. So wurden sie beispielsweise in Gaststätten oder Wartesälen aufgestellt, wo sie für einen geringen Obolus Unterhaltungsmusik spielten. Sie können damit aus Vorläufer der Jukebox angesehen werden. Auch das in der Sammlung befindliche Polyphon aus der Zeit vom Ende des 19. Jahrhunderts verfügt über einen Einwurfschlitz für 5-Pfennig-Stücke. 

Dieser Musikautomat wurde im Rahmen der Kabinett-Ausstellung „Verborgene Schätze. Exponate aus der Museumssammlung“ (29. Juli bis 12. November 2017) im White Cube im Museum und Forum Schloss Homburg präsentiert. Aktuell befindet er sich wieder im Depot der kulturhistorischen Sammlungen.

Silke Engel

Kalkhammer

Foto: Zeittunnel Wülfrath

Kalkhammer

Oktober 2019

Der Hammer wurde im Kalksteinbruch eingesetzt, um die großen Kalksteine – die Knäpper, die nach der Sprengung das sogenannte  „Haufwerk“ bildeten – zu zerschlagen. In der Zeit vor dem Presslufthammer mussten die großen Steine, die nicht in die Loren zum Abtransport getragen werden konnten, mit so einem Hammer zerteilt werden.

Dieser Hammer gehörte Helmut Müller, der nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Moselregion nach Wülfrath kam und in den Kalksteinbrüchen arbeitete, weil zu der Zeit noch viel Handarbeit gebraucht wurde. Er hat noch vor einigen Jahren auf dem „Klopfplatz“ am Zeittunnel Wülfrath für die Kinder einen großen Kalkstein mit drei Schlägen zerteilt, so dass er hätte aufgeladen werden können. Der Hammer wiegt 10,2 kg und eine Schicht dauerte ca. 10 Stunden. Im Original hat er einen Haselstiel – damit vibrierte der Stiel und nicht die Arme, denn sonst hätten die Arbeiter die Schicht nicht durchgehalten.


Jetzt steht der Hammer in der neuen Dauerausstellung im Zeittunnel Wülfrath, der zum stillgelegten Steinbruch „Bochumer Bruch“ führt und durch den die Loren mit dem Kalkstein zur Weiterverarbeitung transportiert wurden.
  

Andrea Gellert

Shapingmaschine

LVR-Industriemuseum Gesenkschmiede Hendrichs, Solingen

Shapingmaschine, um 1960

September 2019

Unser Objekt des Monats steht in der Dauerausstellung des LVR-Industriemuseums Solingen. In unserer Besucherwerkstatt Metall! werden die BesucherInnen dazu aufgefordert, Metalle mit Handwerkzeugen zu bearbeiten. Die Shapingmaschine steht hingegen für die mechanisierte Metallbearbeitung, wie sie lange Jahre in der Solinger Schneidwarenindustrie üblich war.

Shapingmaschinen zählen zu den wichtigsten Maschinen in der Werkzeugmacherei der Firma Hendrichs. Mit ihrer Hilfe wurden die für die Produktion von Scherenrohlingen

notwendigen Werkzeuge – Gesenke und Schnittwerkzeuge – bearbeitet. Die Hauptelemente der Maschine sind: Werkzeugschlitten (Support), der Stößel (das Werkzeug), der Werkzeugtisch, der Antrieb und die Steuerung. Ein gradlinig hin und her bewegter Werkzeugstössel hebt bei dem eingespannten, ruhendem Werkstück Metallspäne ab.

Genutzt wurde die Maschine vor allem dazu, bei einem Gesenk die Oberfläche plan zu hobeln. Es wird so viel Material abgehobelt, bis die Tiefe von Ober- und Untergesenk genau mit dem Maß der Schere übereinstimmt. Auch die schräge Fase an der Scherenform im Gesenk wird hier gehobelt. In diese Hohlräume entweicht beim Schmieden das überschüssige Metall.

Die hier gezeigte Maschine wurde um 1960 angeschafft. Eine erste Metallhobelmaschine wurde von Georg Reichenbach zwischen 1804 und 1818 entwickelt. Sie ersetzte die

mühselige Handarbeit des Feilens. Anstelle der Handfeile trat ein mechanisch geführtes Werkzeug, der Meissel. Die Fa. Hendrichs arbeitete seit der Zeit um 1900 mit Shapingmaschinen. Die meisten dieser Maschinen lieferte die Solinger Maschinenbaufirma Klopp.

Heute sind die Shapingmaschinen im Werkzeugbau längst überholt. Inzwischen übernimmt die Steuerung ein Computer, in den ein Werkzeugmacher die gewünschte Form des Gesenks eingibt. Nach diesem Programm trägt eine Senkerodiermaschine überflüssiges Material vom Gesenkblock ab; die “Erosion“ der Metallteilchen wird durch elektrische Entladungsvorgänge hervorgerufen. Die erodierten Gesenke müssen gehärtet und eventuell geringfügig mechanisch nachbearbeitet werden. Ein Werkzeugmacher bedient, programmiert und kontrolliert mehrere Maschinen gleichzeitig.

LVR-Industriemuseum Gesenkschmiede Hendrichs

Blumenvase, um 1908

Archiv- und Museumstiftung der VEM – Museum auf der Hardt, Wuppertal. Fotograf: Arendra Wiemardo

Blumenvase, um 1908

August 2019

Werkstück oder schon kleines Kunstwerk? Hergestellt wurde diese ca. 10 cm hohe Vase in einer Werkstatt der Evangelischen Missionsgesellschaft für Deutsch Ostafrika (später in Bethel Mission umbenannt). Die Gesellschaft unterhielt in der ehemaligen Kolonie, dem heutigen Tansania, am Beginn des 20. Jahrhunderts einige Werkstätten, von Schreinereien über Töpfereien und Nähereien bis hin zu einer Druckerei. Sie waren den Missionsstationen angeschlossen. Die kleinen Betriebe sollten nicht nur einen Beitrag für eine angestrebte wirtschaftliche Unabhängigkeit der Stationen leisten. Vielmehr waren sie auch als Ausbildungsstätten für die Menschen gedacht, die sich im Laufe der Zeit um die Stationen herum ansiedelten.


Stücke wie das gezeigte wurden von afrikanischen Gesellen hergestellt. Dies geschah unter Anleitung von eigens zu diesem Zweck durch die Missionsgesellschaft angeworbenen deutschen Handwerksmeistern. Der Einfluss der Ausbilder spiegelt sich dabei deutlich in technischer und formal-ästhetischer Hinsicht in dem Werkstück wieder. Es wurde unter Nutzung einer rotierenden Töpferscheibe bearbeitet und entspricht in seiner Form dem europäischen Geschmack der Zeit. In einem tansanischen Haushalt um die vorletzte Jahrhundertwende gab es für einen solchen Gegenstand zunächst einmal keine sinnvolle Verwendung. Hergestellt wurden diese Töpferwaren – wie andere Dinge des täglichen Gebrauchs – daher für den Export nach Deutschland. Sie wurden dort auf Missionsfesten, Weihnachtsbasaren und zu ähnlichen Anlässen verkauft. Mit seinem umlaufenden Dekor aus gleichseitigen Dreiecken gelangte mit dem gezeigten Stück allerdings auch ein gestalterisches Element nach Deutschland, das dem ästhetischen Empfinden jener Menschen entsprach, die die Dinge schufen. 

Auch für das bergische Land ist ein Verkauf vergleichbarer Dinge durch eine andere Missionsgesellschaft, die Rheinische Mission, belegt. In ihrem Missionshaus in Barmen verkaufte man in den 1850er Jahren „Cigarrenpfeifen mit schön polierten Köpfen“, die auf der Station Steinkopf im heutigen Südafrika gefertigt wurden. Der interessierte Barmer Bürger konnte ein solches Stück zum Preis von fünfzehn Groschen erwerben. Aber auch „Auswärtige“ konnten „ihre Bestellungen an das Missionshaus unter der bekannten Rubrik unserer Gesellschaft machen“, wie es in einem Bericht aus dem Jahr 1854 zu lesen ist.

Das Objekt ist Teil der Ausstellung „Erst die Arbeit, dann die Mission„, zu sehen ab 27. Oktober 2019 im Museum auf der Hardt der Archiv- und Museumsstiftung der VEM.

Christoph Schwab, Archiv- und Museumsstiftung der VEM

Museum auf der Hardt der Archiv- und Museumsstiftung der VEM, Wuppertal

Bohrmaschine No. 750 von Metabo

Foto: Deutsches Werkzeugmuseum, Remscheid

Bohrmaschine No. 750 von Metabo

Juli 2019

Unser „Objekt des Monats“ ist Teil der Ausstellung „Arbeit ist das Salz des Lebens“ im Deutschen Werkzeugmuseum. 

Gezeigt wird das Exponat im Rahmen der Ausstellung als Beleg für die Werkzeugentwicklung und steht für eine alte, längst erloschene Firma aus Remscheid. Es handelt sich hierbei um die Albert Urban & Comp., gegründet im Jahre 1879, die im Jahr 1920 in Aurowa umfirmiert wurde.
Unter dem Namen Aurowa stellte die Firma Bohrwinden und Bohrmaschinen her. In den 1960er Jahren übernahm die heute noch bestens bekannte Firma Metabo die Restposten und verhalf den bis heute funktionstüchtigen Bohrmaschinen der Firma Aurowa zu neuem Glanz.

In der Zeit um 1935 entstand die abgebildete Bohrmaschine bei der Firma Metabo unter der Bezeichnung No. 750. Sie leistete beachtliche 120 Watt, konnte Bohrer bis zu 6,5 mm Durchmesser aufnehmen und hatte eine Drehzahl von bis zu 1200 U/Min. Dabei besticht sie durch ihr kompaktes Baumaß von ca. 30 cm Länge und einem geringen Gewicht. Die übliche Bauweise für Bohrmaschinen bestand aus einem Gusskörper, der als Träger für Motor und Getriebe diente. Bei unserem Modell wird ein Stahlblechkorb als Maschinenkörper benutzt, was als Vorläufer zur modernen Bauweise mit Verbundwerkstoffen angesprochen werden kann. Ein letztes Pendant zu dieser leichten Art von Bohrmaschinen war die ‚Piccolo‘ von Aurowa. Diese Maschinen läuteten dann auch das Zeitalter der „Heimwerker-Maschinen“ ein.

Dr. Andreas Wallbrecht und Markus Heip, Deutsches Werkzeugmuseum

Deutsches Werkzeugmuseum Remscheid