Kastentruhe, Museum und Forum Schloss Homburg. Foto Grans, Jung; Düsseldorf

Kastentruhe, Museum und Forum Schloss Homburg. Foto: Grans, Jung

Kastentruhe aus dem Nachlass eines Unternehmers

Februar 2023

Manche Schlüssel haben eine rein symbolische Bedeutung. Einen dieser Art, einen römischen Fingerringschlüssel, hat unser Kollege aus dem Schloss- und Beschlägemuseum Velbert im Januar vorgestellt. Die meisten Schlüssel haben jedoch einen praktischen Nutzen. Mit dem passenden Schlüssel und dem versteckten Schlüsselloch lässt sich die abgebildete Truhe aus dem Museum und Forum Schloss Homburg öffnen.

Die sogenannte flache Kastentruhe aus Fichtenholz steht auf Kugelfüßen und ist mit umlaufenden Endlosfriesen in Form liegender Achten versehen. Diese Stilistik verweist auf eine bergische Herkunft. Die Ornamente der Truhe lassen auf eine Entstehung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts schließen.

Die Truhe stammt aus dem Familien-Besitz von Peter Kauert (1672 – 1750), dem Besitzer der ehemaligen Grube „15 Löwenpfähle“ in Engelskirchen-Kaltenbach. Seine Enkelin Elfriede Kauert aus Leichlingen berücksichtigte in ihrem Nachlass Schloss Homburg als Erbin. So kam die Truhe 1985 in den Besitz des Museums.

Peter Kauert war damals ein erfolgreicher Eisenerzpionier. Seine Rechte ließ er sich vom Verwaltungsvorgesetzten bestätigen und kennzeichnete sein Grubengebiet mit fünfzehn Pfählen ab, in denen der bergische Wappenlöwe eingebrannt war. Durch den Bau einer Wasseranlage konnte er Pumpen zum Entwässern der Gruben installieren und noch mehr Eisenerz fördern. Eine eigene Schmelzanlage zur Weiterverarbeitung in der eigenen Hütte erweiterten Kauerts Unternehmen. Seine Erfolge erzeugten Neid und Anschuldigungen. Bis zu seinem Lebensende musste er zahlreiche Klagen abwehren. Nach seinem Tod 1750 hinterließ er seinen Kindern ein stattliches Vermögen und schon zu seinen Lebenszeiten war er als der „reiche Kauert“ hochangesehen. 1863 wurde der Grubenbetrieb eingestellt und die Eisenschmelzhütte auf Abbruch verkauft.

Die Museumssammlung auf Schloss Homburg beherbergt zahlreiche Truhen. Aktuell sind eine Runddeckeltruhe von 1768 und eine Flachdeckeltruhe mit einem im Deckel aufwändig installierten Verschlusssystem zu sehen. Letztgenannte aus dem Jahr 1650 wurde als Kriegskasse verwendet. Die abgebildete Truhe mit der Inventarnummer 6019 befindet sich im Depot. Sie ist die einzige aus der Truhen-Sammlung, deren Herkunftsgeschichte uns annähernd bekannt ist.

Truhen dienten auch der Aufbewahrung von Aussteuer für junge Frauen. Sie waren häufig ein Hochzeitsgeschenk und beherbergten je nach sozialer Herkunft hochwertige Textilien, handgefertigtes Leinen oder andere Kleidungsstücke. Dies können wir an einem konkreten Beispiel im nächsten Monat vorstellen. Das LVR-Freilichtmuseum Lindlar verfügt über einen Ehevertrag der belegt, mit welchem „Vermögen“ Caroline Westhoff 1849 heiratete. Ihre große Anzahl an Kleidungsstücken transportierte sie sicherlich in einer Truhe.

Silke Engel, Museum und Forum Schloss Homburg

Römische Fingerringschlüssel aus dem Deutschen Schloss- und Beschlägemuseum Velbert

Römische Fingerringschlüssel aus dem Deutschen Schloss- und Beschlägemuseum Velbert

Römische Fingerringschlüssel

Januar 2023

Mit unserem ersten „Objekt des Monats“ 2023, einem Römischen Fingerringschlüssel aus dem Deutschen Schloss- und Beschlägemuseum in Velbert, schließen wir sinnbildlich unser drittes Themenjahr „Alles in Verbindung“ auf. In zwölf Kapiteln, die immer am Anfang eines Monats an dieser Stelle veröffentlicht werden, stellen wir Ihnen jeweils ein besonderes Objekt aus einem unserer 28 Netzwerkmuseen vor. Wir spannen einen roten Faden, der alle Objekte und ihre Geschichten in naheliegenden oder überraschenden Wendungen miteinander verbindet.

Der Fingerringschlüssel, eine besondere Form des Römischen Hebe-Schiebe-Schlosses, bei dem ein Schlüsselbart auf einen Ring aufgesetzt ist, wurde ausschließlich von Römerinnen am Finger getragen. Bei vielen dieser Schlüssel fällt allerdings auf, dass der Bart nur angedeutet und gar nicht funktional ist.

Ihren Ursprung finden diese Schlüssel im römischen Recht, wonach Frauen erst mit der Eheschließung Anrecht auf eigenen Besitz hatten. Dieser Besitz befand sich sicher verschlossen in der Mitgifttruhe, die vom Vater der Braut mit in die Ehe gegeben wurde. Den Schlüssel zu der Truhe bewahrte die Frau sicher bei sich auf. In Form eines Ringes konnte er zudem offensichtlich am Finger getragen werden, sodass die Frau offenkundig signalisieren konnte, dass sie verheiratet war.

Aus Gründen der Praktikabilität verloren die Schlüssel auf den Ringen im Laufe der Zeit ihre mechanische Funktion und behielten als symbolischen Verweis auf die Existenz einer Mitgifttruhe ihre Außenwirkung. Abgesehen von der mechanischen Verbindung, die Ringschlüssel zwischen der Trägerin und ihrem Besitz herstellen, standen sie als Hinweis auf die Ehe außerdem für die symbolische Verbindung zwischen zwei Menschen.

Auf heutigen Eheringen sucht man einen Schlüsselbart vergebens. Allerdings geht man davon aus, dass sie ihren traditionellen Ursprung in den römischen Fingerringschlüsseln haben.

Die große Bandbreite der römischen Schlüssel können Sie im Deutschen Schloss- und Beschlägemuseum erfahren und sogar selbst ausprobieren, wie sie funktioniert haben.

Von der symbolischen Bedeutung eines Schlüssels wenden wir uns in unserem 2. Kapitel einem Objekt eines Museums im südlichen Bergischen Land zu, das einen ganz praktischen Nutzen in der Verwahrung wertvoller Gegenstände hatte. Was es damit auf sich hat, erfahren Sie hier im Februar.

Emmanuel Giagtzoglou, Deutsches Schloss- und Beschlägemuseum Velbert

Wasserrad Manuelskotten. Baumeister Ernst May - Sammlung Hartmut Schmahl

Wasserrad Manuelskotten. Baumeister Ernst May - Sammlung Hartmut Schmahl

Das Wasserrad des Manuelskotten

Dezember 2022

Das Objekt des Monats Dezember rundet im doppelten Sinn unser Themenjahr „Alles in Bewegung“ ab und erzählt noch einmal von stetiger Bewegung und Wandel.

Es handelt es sich um das Wasserrad des Manuelskotten in Wuppertal-Cronenberg. Das Wasserrad lässt sich nicht nur während der Besucherführungen in Aktion sehen. Es ist auch für Besucher*innen des Kaltenbachtals von außen her einsehbar. Es befindet sich auf der Gebäuderückseite und ist über den Damm erreichbar.

Mit einem Durchmesser von 5,60 Meter treibt es mit typischem Geräusch die großen Schleifsteine an. An denen wird immer noch gewerblich geschliffen. Dies erfordert, die Anlage nicht nur als Anschauungsobjekt sondern auch als aktiven Antrieb möglichst leistungsfähig zu erhalten.

Angetrieben wird das Wasserrad aus dem Kaltenbach, der zu einem großen Teich aufgestaut wird. Als sogenanntes oberschlächtiges Wasserrad wird es von oben her mit Wasser gespeist. Dieses füllt die Schaufeln und setzt das Rad durch die Schwerkraft in Bewegung. Die lange massive Holzachse überträgt die Bewegung ins Gebäudeinnere. Über ein Getriebe mit Transmission betreibt es bis zu drei große Schleifsteine, weitere Schleifgeräte und sogar einen Generator zur Stromerzeugung an.

Der Eiskasten mit Zulauf dient als Verbindung zwischen Teich und Rad. Er verhindert, dass in kalten Wintern Eis auf das Wasserrad gelangen kann. Er beherbergt neben der grundsätzlichen Möglichkeit, den Zulauf des Wassers durch einen Schieber zu steuern, das Regulierschott des Fliehkraftreglers.

Durch die Regulierung mit dieser an Wasserrädern ungewöhnlichen Lösung wird ein optimaler Schliff ohne Überhitzung des Schleifgutes gewährleistet, indem die Geschwindigkeit der Anlage ständig und automatisch mit dem Wasserzulauf am Wasserrad abgeglichen wurde. In anderen Anlagen geschieht dies zumeist durch händisches Nachregeln am Schieber. So wird auch einem eventuellen Zerbersten der bis zu 3 Tonnen schweren Steine mit ihren bis zu 2,8 Metern Durchmesser durch überhöhte Geschwindigkeit vorgebeugt.

Mehr zum Manuelskotten und den Besuchsmöglichkeiten erfahren Sie auf der Webseite www.manuelskotten.de.

Das Wasserrad des Manuelskotten, Wuppertal-Cronenberg. Mit Material von Kurt Hummel, Enno Hungerland und Frank Sonnenberg, Zusammenstellung und Schnitt: Georg Jürgens (georg juergens. designer | kuenstler | schmied (georg-juergens.com)


Ab Januar 2023 setzen wir unsere Reihe „Objekt des Monats“ fort, die dann unter dem Motto unseres dritten gemeinsamen Themenjahres „Alles in Verbindung“ steht.

Elfenbeinkästchen Vorderseite, Schloss Burg

Elfenbeinkästchen Vorderseite, Schloss Burg

Elfenbeinkästchen, 12. Jahrhundert

November 2022

Bei dem Objekt des Monats November handelt es sich um ein Elfenbeinkästchen aus der Sammlung von Schloss Burg. Das Kästchen ist 10 cm hoch, 19 cm breit, 11,5 cm tief und wird auf das 12. Jahrhundert datiert.

Das Kästchen besitzt ein rechteckiges, kastenförmiges Unterteil. Der Deckel besteht aus vier abgeschrägten Seiten mit einem Deckelgriff. Alle Teile dieses Kästchens sind aus einzelnen, ineinander verzapften Elfenbeinscheiben zusammengefügt. Zudem sehen wir an den Ecken reiche feuervergoldete, in „Spitzkuppeln“ auslaufende Bronzebeschläge. Während der linksseitige Griff noch vorhanden ist, fehlt der rechte leider. Auf allen Seiten des Deckels finden wir ornamentale Bemalung in Schwarz, die aufgrund des Alters schon etwas verblasst sind. Auf der Rückseite sehen wir ein Motiv aus gegenständigen Vögeln.

Über die Herkunft des Objektes lässt sich leider nur spekulieren. Vermutet wird, dass es in Sizilien hergestellt oder gehandelt wurde. Die Insel war im 12. Jahrhundert ein Zentrum für den Handel und die Herstellung von außergewöhnlichen Kunstwerken. Dazu gehörten auch zahlreiche, sehr wertvolle, Elfenbeinschnitzereien.

Doch wie kam unser Kästchen nun ins Bergische Land? Ein möglicher Grund könnte die Reiselust der frühen bergischen Grafen gewesen sein. Viele Mitglieder der Familie Berg unternahmen lange Reisen und nahmen zum Teil auch an den Kreuzzügen teil, so u.a.: Adolf von Berg, gestorben 1148 im zweiten Kreuzzug vor Damaskus; Engelbert von Berg, starb 1189 im dritten Kreuzzug in Kubin (Serbien) und Graf Adolf III., der im dritten Kreuzzug vor Damiette in Ägypten starb.

Gut möglich also, dass einer von ihnen (oder eine Person aus ihrer Reisegruppe) dieses Kästchen mitgebracht hat. Auch über den Verwendungszweck kann man nur raten. Für Urkunden oder ähnlich wichtige Schriftstücke ist es wohl zu klein. Vermutlich wurden Schmuckstücke oder eventuell auch Reliquien darin verwahrt.

Doch auch für einen weiteren Aspekt der Geschichte ist dieses Kästchen ein sehr gutes Beispiel, und zwar für den kulturellen Import, der insbesondere während der Zeit der Kreuzzüge stattfand. Die Gier der Kreuzfahrer nach Reichtum und Schätzen sorgte nicht nur dafür, dass viele Kunstschätze und Reliquien geraubt und nach Europa gebracht wurden, sondern auch dafür, dass die Krieger neue Erkenntnisse und Wissen mitbrachten. Hieraus entwickelte sich nach und nach ein reger Austausch zwischen Ost und West.

Drechselbank "Solid"

Halbautomatische Drechselbank „Solid“

Oktober 2022

Bei unserem Objekt des Monats Oktober handelt es sich um eine halbautomatische Façon (frz. Form)-Drechselbank, namens „Solid“.

Eine Drechselbank ist eine Maschine, bei der Mittels Rotation ein Werkstück in runde Form (in unserem Fall für einen Griff für einen Beitel) gebracht wird. Dazu wird ein längliches quadratisches Holzstück zwischen Spindel- und Reitstock eingespannt und in Rotation versetzt. Nun kann der Arbeiter, mit Hilfe verschiedener Beitel oder Meißel, das Werkstück in die gewünschte Form bringen. So entstehen Griffe für z.B. Beitel, die Hefte genannt werden. Aber nicht nur Hefte für Beitel können so hergestellt werden, sondern auch Griffe für die unterschiedlichsten Werkzeuge, wie z.B. Schraubendreher.

Das Besondere an dieser Drechselbank (Deutsches Reichspatent 1929) ist, dass eine Schablone, die unserer Drechselbank auch ihren Namen gibt, eingespannt werden kann: An dieser Schablone fährt später der Führungsstift die Kontur der Schablone nach und überträgt diese auf den Meißel. Dieser drechselt nun das eingespannte Holzstück ab und bringt es in die gewünschte Form.

Auf diese Weise konnten viele verschiedene Heftformen in kürzester Zeit hergestellt werden. Wenn die Maschine richtig eingestellt und die passende Schablone, nach der das Heft geformt werden sollte, am vorderen Teil der Maschine angebracht war, musste der Arbeiter nur noch ein passendes Holzstück einsetzen und den großen Hebel an der rechten Seite betätigen. Das Übertragen der Form auf das Heft erfolgte nun automatisch. Nach diesem Schritt werden zwei Meißel herangeführt, die das Heft vorne und hinten abstechen und dadurch das fertige Heft zu Boden fällt. Die Maschine war nun wieder sofort bereit, von vorne zu beginnen und ein neues Heft zu bearbeiten. Somit war die Drechselbank bereits auf eine industrielle Massenproduktion ausgelegt.

Angetrieben wurde die Drechselbank ursprünglich durch eine externe Krafteinheit, einem zentral stehenden Motor, dessen Kraft über einen Lederriemen auf eine Transmissionsachse übertragen wurde. Von dort wurden durch weitere Lederriemen neben unserer Drechselbank auch weitere Maschinen in der Produktion in Bewegung gesetzt. Im Laufe ihrer Dienstzeit wurde ihr Antrieb aber durch einen separaten Elektromotor der Firma Kromberg & Schubert (kurz Kroschu genannt) aus Barmen-Remscheid (heute Wuppertal) mit einer Leistung von 1,5 PS und einer Umdrehungszahl von bis zu 2800 pro Minute ersetzt.

Zurzeit ist die Drechselbank in der Sonderausstellung „Beitel – scharf & geschlagen Holzbearbeitungswerkzeuge mit Herkunftsnachweis“ im Deutschen Werkzeugmuseum in Remscheid zu sehen.

Fotos: Deutsches Werkzeugmuseum Remscheid

Detail der Drechselbank „Solid“. Foto: Deutsches Werkzeugmuseum
Mausefalle Fa Benders, Foto Maxx Hoenow

Mausefalle Fa Benders, Foto Maxx Hoenow

Mausefalle der Fa. Benders – Patent von 1897

September 2022

Die Falle besteht aus einer Vorrichtung mit Falltürchen, Kletter-Schacht und Wasserglas. Die Maus wird durch einen Köder angelockt. Sie betritt den Eingangsbereich der Falle und löst mit ihrem Eigengewicht über eine kleine und dünne Blech-Wippe den Verschließmechanismus aus. Das Türchen fällt zu, die Maus sitzt in der Falle. Die Maus hat keinen Ausweg, als durch einen Gitterschacht nach oben zu klettern. Dort rutscht sie dann durch eine Wippe aus Blech in einen Wasserbehälter und ertrinkt im Wasser. Indem die Maus über das Blech rutscht, wird durch einen Bügel die Eingangstür wieder geöffnet, so dass eine weitere Maus hereinschlüpfen kann.

Die Falle war, auch dank der geruchsneutralen „Entsorgung“ der Maus, überaus beliebt und galt viele Jahre als Verkaufsschlager. In den 1970er Jahren rief diese „Tötungsmaschine“ allerdings den Tierschutz auf den Plan. Der qualvolle Tod widersprach den Tierschutzgesetzen. Die Falle wurde daraufhin verboten.

Die Mausefalle ist zu sehen im Heimatmuseum Bergneustadt, täglich außer montags von 11 bis 17 Uhr.


In der Werbeanzeige (siehe Abbildung) heißt es:

„Die in den meisten Culturstaaten patentirten automatischen Ratten- u. Mausefallen. Patent Bender. (Nicht zu verwechseln mit den sogenannten „Automatischen Massenfängern“) sind eine großartige, unübertroffene Erfindung der Neuzeit und besitzen einen Weltruf. Der Preis ist den großen Erfolgen gegenüber nur ein geringer zu nennen! Wer eine solche Falle besitzt, kann sie nicht mehr entbehren, um das gräßliche Ungeziefer, das in den Behausungen großen Schaden anrichtet, dauernd zu beseitigen. Die Falle darf nie ausgewaschen werden, denn je mehr Geruch der Thiere vorhanden ist, desto lieber gehen sie in die Falle. Dieselben fangen fortwährend, ohne jedesmal gestellt zu werden und töten sofort. Volle Garantie für Fangsicherheit. Preis der Mausefallen nur 3 Mark. Preis der Rattenfallen nur 16 Mark. Versandt gegen Nachnahme, oder im Inland franco, wenn vorherige Einsendung des Betrags. C.A. Hollingshaus, Eltville a. Rh. Wiederverk. erhalt. hohen Rabatt. Nur echt, wenn mit Stempel „Patent Bender“ versehen.“

Werbeanzeige für die patentierten, automatischen Ratten- und Mausefallen, Patent Bender.
Werbeanzeige für die patentierten, automatischen Ratten- und Mausefallen, Patent Bender. Foto: Heimatmuseum Bergneustadt

Heimatmuseum Bergneustadt

„Schulkasten“, Eichenholz, 1824. c) Schulmuseum Bergisch Gladbach - Sammlung Cüppers

„Schulkasten“, Eichenholz, 1824

August 2022

Dieses kleine Holzkästchen ist eine wahre Rarität. Wir haben es hier mit dem Vorläufer des modernen Schulranzens zu tun. Zu sehen sind neben dem Monogramm und einer Blumenverzierung die Jahreszahl 1824, was auf den Zeitpunkt der Einschulung hindeutet. In derartigen Schulkästen wurden damals Hefte und Schreibzeug transportiert.

Vergleichbare Stücke sind aus Holland, Niedersachsen, Norddeutschland und der Niederrheinregion erhalten. Sie sind mit einem Tragegriff und einem Schiebedeckel ausgestattet, manchmal bemalt und mit einem Bildmotiv versehen.

Inzwischen konnten wir ein weiteres Exemplar, 1820 datiert, erwerben. Darin waren noch originale Hefte aus dieser Zeit und ein Papierfragment mit einer Schreibübung in der damaligen Kurrentschrift enthalten. Ein sensationeller Fund für ein Schulmuseum!

Film: Schulmuseum Bergisch Gladbach – Sammlung Cüppers/Daniel Alker


Der „Schulkasten“ ist einer von 12 Hinguckern im Schulmuseum Bergisch Gladbach – Sammlung Cüppers. Sie werden auf der neuen Webseite des Museums in kurzen Videos vorgestellt: https://www.das-schulmuseum.de/

Hauerschein von August Miranski. Foto Stadtmuseum Werne

Gast sein

Juli 2022

Als Gast versucht man oft, sich anzupassen. Die Gründe sind sicher vielfältig: Man möchte zum Beispiel nicht unangenehm auffallen, indem man gesellschaftliche Regeln bricht. Oder den Gastgebern zur Last fallen, indem man unpassende Abläufe und Anforderungen mitbringt.

Wenn wir vom Karl-Pollender-Stadtmuseum hier bei den Bergischen Museen zu Gast sein dürfen, dann ist das nicht so kompliziert. Wir wählen aus ganz freien Stücken ein Thema, das sich gut an die „Objekte des Monats“ hier anschließt, denn solche Berührungspunkte beflügeln den Austausch. Sobald wir das Foto eines Bergmanns sahen (Objekt des Monats April) war die Sache klar: Bergbau ist auch ein Thema in Werne!

Die Zeche in Werne war von 1899 bis 1975 in Betrieb. Sie prägte die Stadt baulich, wirtschaftlich und sozial. Ein wichtiger Aspekt war die Zuwanderung von Arbeitskräften um die Jahrhundertwende und bis in die späten 1920er-Jahre, die aus dem kleinen Örtchen eine Stadt werden ließ.

Einer dieser Zuwanderer war August Miranski. Seinen Hauerschein haben wir hier im Museum und können lesen, dass er am 19. September 1895 in dem schlesischen Dörfchen Donnersmark (heute: Pakoszów in Polen) geboren wurde. Als er nach Werne kam, wurde sein Name eingedeutscht zu Meinert. Dies ging auf eine Vorgabe der preußischen Regierung zurück: einwandernde Arbeiter für den Bergbau sollten „germanisiert“ werden, sie sollten mit der deutschen Bevölkerung verschmelzen.

Von Integration konnte hier keine Rede sein: Viele der sogenannten Ruhrpolen lebten in eigenen Vierteln und wurden von den Kollegen aus alteingesessenen Familien nicht als ebenbürtig akzeptiert. Wie August Miranski die Anpassung seines Namens empfand, wissen wir nicht. Fakt ist, dass eine hohe Zahl der zugewanderten polnischen Arbeiter auch wegen der mangelnden Gastfreundschaft in den 1920er Jahren weiter migrierte oder in das neue Polen zurückkehrte.

Dr. Constanze Döhrer, Leiterin des Stadtmuseum Werne


Das kulturhistorische Museum im alten Amtshaus am Kirchhof beherbergt auf vier Etagen die Geschichte der Stadt Werne. Hier erzählen Dinge und Menschen Geschichten von früher und heute, vom Jagen und Sammeln bis zu Amazon und Klimaschutz. Gemeinsam mit den Bürger:innen der Stadt entwickelt sich das Museum gerade zur Lesehilfe für und zum Austauschort über die Stadt. Mehr zum Museum auf Stadtmuseum – Stadt Werne. Das Netzwerk Bergische Museen und das Karl-Pollender-Stadtmuseum sind im Projekt #keinRembrandt miteinander verbunden.

Fotos: Stadtmuseum Werne

Bauwagen NaturGut Ophoven

Bauwagen auf der Mitmachbaustelle

Juni 2022

Dieser neue, alte Bauwagen bildet das Zentrum der neuen Mitmachbaustelle des Kinder- und Jugendmuseums EnergieStadt auf dem Gelände des NaturGuts Ophoven.

Sein zweites, buntes Leben verdankt er dem Hochwasser vom 14. Juli 2021. Es hat das NaturGut Ophoven schwer getroffen. Seither ist nur noch ein kleiner Teil des Museums für geführte Gruppen zugänglich. Wenn in einem Jahr die umfangreiche Sanierung beginnt, wird das Museum dann sogar komplett geschlossen werden. Der Bauwagen dient schon jetzt als „Leuchtturm“ und wird auf verschiedene geplante Outreach-Aktionen des Kinder- und Jugendmuseum EnergieStadt hinzuweisen.

Er gehörte zuvor dem Leverkusener Bauunternehmer Bernhard Hohns, der inzwischen seine Tätigkeit eingestellt und den Bauwagen gespendet hat.
Das alte Schätzchen aus den 1980er Jahren wurde von den Mitarbeiter*innen des NaturGuts mit viel Enthusiasmus restauriert und von der Künstlerin Swenja Camphausen gestaltet. Jetzt leuchtet er schon von weitem und macht neugierig auf das, was hinter den Absperrgittern alles passiert.

Seit Mai 2022 und noch den ganzen Sommer lang können Kinder von 5-12 Jahren auf der Mitmachbaustelle am Bauwagen die Ärmel hochkrempeln und im Team ihr ganz eigenes Traumhaus bauen. Mit großem Spaß wird gemeinsam geplant, gemessen, gemörtelt, gemauert und gezimmert. Wer fleißige Handwerker*innen sehen möchte, der muss einfach an den Wochenenden vorbeischauen.

Nach einer kurzen Anleitung durch eine/n Mitarbeiter*in und mit Helmen und Handschuhen ausgestattet, starten die Kinder mit dem Anrühren des Sandmörtels und dem Hochziehen der Mauern. Stehen die Mauern, wird der Dachstuhl gemeinsam auf das Haus gesetzt und Richtfest gefeiert. Nebenbei erfahren die Kinder viel über die verschiedenen Berufsgruppen, die an dem Bau eines Hauses beteiligt sind und was man eigentlich alles auf einer Baustelle beachten muss. Nach getaner Arbeit treffen sich alle glücklich und erschöpft am Bauwagen und lassen sich eine Stärkung schmecken. Zum Abschluss erhält jedes Kind ein Zertifikat über das erfolgreiche Mitwirken beim Bau.

Die Mitmachbaustelle orientiert sich am Outreach-Ansatz von Museen. Dieses zukunftsweisende Konzept für museale Bildung bedeutet die Öffnung von Museen für neue Besucher*innengruppen und ist letztlich auf eine einfache Formel zu bringen: mehr Menschen für Museen begeistern. Outreach möchte also Gesellschaftsgruppen mit einbeziehen, die das Kulturangebot aus unterschiedlichen Gründen nicht eigeninitiativ wahrnehmen. Bei diesem Projekt steht das Thema nachhaltiges Bauen im Fokus.

Wir sind gespannt sein, welche Aktionen zukünftig noch aus dem Bauwagen hervorgezaubert werden.

Lederbeutel, Deutsches Schloss- und Beschlaegemuseum. Foto Thomas Schultz

Lederbeutel, Deutsches Schloss- und Beschlaegemuseum. Foto Thomas Schultz

Lederbeutel, Ende des 19. Jahrhunderts

Mai 2022

Wer unterwegs ist, möchte seine Habseligkeiten sicher aufbewahrt wissen. Die Techniken dafür werden immer ausgeklügelter.

Dieser birnenförmige Beutel wurde unterwegs zusammengerollt und durch einen Lederriemen fixiert. Mit dem Vorhangschloss aus Messing konnte der Beutel zudem abgeschlossen und der Inhalt zusätzlich gesichert werden.

Auf dem Schloss der Firma „Miller Lock & Co.“ aus den USA, Philadelphia, ist die Bezeichnung „Empire 4 Lever“ erkennbar. Demnach gehört das Schloss zur „Empire“-Serie, die neben der „Champion“-Serie aus stabilerem Rotguss um 1900 patentiert worden ist, und entweder mit 4 oder 6 Zuhaltungen produziert wurde. Das Schlüsselloch für den flachen Messing-Schlüssel befindet unten auf der Schmalseite des Schlosses.

Durch eine Öse am oberen Ende konnte der Beutel außerdem eingehängt oder am Hosenbund befestigt werden. Ursprünglich diente der Beutel vermutlich einem Post- oder Geldboten, um Geld während der Transfers sicher aufbewahren zu können.

Der Lederbeutel befindet sich heute in der Sammlung des Deutschen Schloss- und Beschlägemuseums in Velbert, dem weltweit einzigen wissenschaftlich geführten Museum für Schließ- und Sicherheitstechnik.

Text: Emmanuel Giagtzoglou, Deutsches Schloss- und Beschlägemuseum Velbert

Zum Museum: Startseite | Deutsches Schloss- und Beschlägemuseum (schlossundbeschlaegemuseum.de)

Bergmann mit Wurfschaufellader unter Tage. Foto Sammlung Carl Heinz Kalthoff, Stadtarchiv Bergisch Gladbach

Bergmann mit Wurfschaufellader unter Tage. Foto Sammlung Carl Heinz Kalthoff, Stadtarchiv Bergisch Gladbach

Bergmann mit Wurfschaufellader unter Tage, ca. 1956

April 2022

Auf dem Foto ist ein Bergmann zu sehen, der einen Wurfschaufellader bedient. Im ehemaligen Bensberger Erzrevier zwischen Bergisch Gladbach, Engelskirchen und Much wurde die Maschine erstmals 1953/54 in der Grube Lüderich eingesetzt.

Mit den beiden Hebeln an der linken Seite wurden die beiden Motoren des Laders bedient. Der Fahrmotor bewegte den Lader vor und zurück, um soviel Erz und Gestein wie möglich auf die Schaufel zu bekommen. Der Wurfmotor bewegte die gefüllte Schaufel über den Lader hinweg nach hinten in den angehängten Förderwagen.

Die Maschine nahm den Bergmännern einen Teil ihrer körperlich stark zehrenden Arbeit ab und erleichterte so ihren Arbeitsalltag. Bis dahin waren schiere Muskelkraft und einfache Werkzeuge wie Schaufeln, Kratze und Fülltrog notwendig, um das Haufwerk vom Boden in die Förderwagen zu befördern. Der Lader stellte sie jedoch auch vor neue Herausforderungen, da seine Bedienung nicht ungefährlich war: Falsch befüllt, konnte die Maschine umkippen, so dass es vereinzelt zu schweren Unfällen in den engen Stollen kam.

Ein Wurfschauffellader von der Grube Lüderich ist im Rahmen der Sonderausstellung „Querfeldein – bewegende Geschichte(n)“ noch bis zum 18. September 2022 im Bergischen Museum für Bergbau, Handwerk und Gewerbe in Bergisch Gladbach zu sehen.

Farbwalze, Foto Suzy Coppens, BergerhofStudios Köln

Farbwalze, Foto Suzy Coppens, BergerhofStudios Köln

Schöne bunte Wände – Schablonen und Farbwalzen

März 2022

Um 1800 waren Tapeten extrem wertvoll. Mit Hilfe der damals modernen Schablonenmalerei konnten ab 1870 Wände farblich gestaltet werden. Und das zu einem erschwinglichen Preis. Die Schablonen bestanden vorwiegend aus festem Karton, wurden selbst geschnitten oder in großer Motivvielfalt von speziellen Firmen hergestellt.

So gründeten die Dekorationsmaler Brückmann, Boysen und Weber die „Malschule für dekorative Wandgestaltung“ in Elberfeld (heute ein Stadtteil von Wuppertal). Diese hatte großen Erfolg und bot eine große Auswahl ganz unterschiedlicher Schablonen an. 1910 trug die Firma die Marke STORCH® als Warenzeichen ein und firmiert seither als STORCHWERKE.

Neben Bordüren und vollflächigen Wandmustern gab es auch eine Vielzahl an Einzelmotiven. Als Farbe diente mit Kleister gebundenes Farbpulver. Passmarken erleichterten das erneute Ansetzen der Schablone. In den 1930er-Jahren lösten Walzapparate die Schablonen ab. Die Walzen bestanden aus Kautschuk, Filz oder Kunststoff. Mit Hilfe einer Speisewalze wurde die Farbe auf die Rolle übertragen. Der integrierte Farbbehälter sorgte für eine kontinuierliche Farbzufuhr und einen gleichmäßigen Musterverlauf.

Die Technik der Walzapparate nutzte man bis in die 1960er-Jahre zur Wandgestaltung. Das LVR-Freilichtmuseum Lindlar verfügt über einen großen Bestand an Schablonen und Farbrollen. Entdecken Sie bei Ihrem nächsten Besuch im Museum die farbige Wandgestaltung im Obergeschoß der Gaststätte Römer oder werfen Sie im Rahmen einer Führung im Kleinstwohnhaus aus Hilden einen Blick in das Obergeschoß mit der schönen Farbgestaltung und der Schablonenmalerei.

Einen guten Überblick über die Vielfältigkeit von Schablonen und Druckwalzen bietet die Publikation „Bunte Wände. Schablonen und Walzmuster aus den Beständen des Freilichtmuseums Hessenpark“, Matthias Stappel und Beate Bickel (Mitarb.), Hg. Freilichtmuseum Hessenpark, Neu-Anspach 2009, 100 Seiten.

Fotos: Suzy Coppens, BergerhofStudios Köln; Stefan Arendt/LVR-Zentrum für Medien und Bildung