Museum und Forum Schloss Homburg

Foto: Oliver Kolken

Musikautomat, um 1890

November 2019

Die Polyphon-Musikwerke AG in Wahren bei Leipzig wurde 1889 gegründet und stellte zahlreiche Musikautomaten in unterschiedlichen Größen her. Dabei handelt es sich um Blechplatten-Spieldosen, die erstmals 1886 mit auswechselbaren Platten, zunächst noch aus Karton, erschienen. Bereits im Folgejahr kamen die deutlich widerstandsfähigeren Platten aus Metall auf den Markt. Sie waren relativ preiswert und ermöglichten es, ein Repertoire an Musikstücken vorrätig zu halten.


Größere Blechplattenspieldosen wurden gern für gewerbliche Zwecke genutzt. So wurden sie beispielsweise in Gaststätten oder Wartesälen aufgestellt, wo sie für einen geringen Obolus Unterhaltungsmusik spielten. Sie können damit aus Vorläufer der Jukebox angesehen werden. Auch das in der Sammlung befindliche Polyphon aus der Zeit vom Ende des 19. Jahrhunderts verfügt über einen Einwurfschlitz für 5-Pfennig-Stücke. 

Dieser Musikautomat wurde im Rahmen der Kabinett-Ausstellung „Verborgene Schätze. Exponate aus der Museumssammlung“ (29. Juli bis 12. November 2017) im White Cube im Museum und Forum Schloss Homburg präsentiert. Aktuell befindet er sich wieder im Depot der kulturhistorischen Sammlungen.

Silke Engel

Kalkhammer

Foto: Zeittunnel Wülfrath

Kalkhammer

Oktober 2019

Der Hammer wurde im Kalksteinbruch eingesetzt, um die großen Kalksteine – die Knäpper, die nach der Sprengung das sogenannte  „Haufwerk“ bildeten – zu zerschlagen. In der Zeit vor dem Presslufthammer mussten die großen Steine, die nicht in die Loren zum Abtransport getragen werden konnten, mit so einem Hammer zerteilt werden.

Dieser Hammer gehörte Helmut Müller, der nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Moselregion nach Wülfrath kam und in den Kalksteinbrüchen arbeitete, weil zu der Zeit noch viel Handarbeit gebraucht wurde. Er hat noch vor einigen Jahren auf dem „Klopfplatz“ am Zeittunnel Wülfrath für die Kinder einen großen Kalkstein mit drei Schlägen zerteilt, so dass er hätte aufgeladen werden können. Der Hammer wiegt 10,2 kg und eine Schicht dauerte ca. 10 Stunden. Im Original hat er einen Haselstiel – damit vibrierte der Stiel und nicht die Arme, denn sonst hätten die Arbeiter die Schicht nicht durchgehalten.


Jetzt steht der Hammer in der neuen Dauerausstellung im Zeittunnel Wülfrath, der zum stillgelegten Steinbruch „Bochumer Bruch“ führt und durch den die Loren mit dem Kalkstein zur Weiterverarbeitung transportiert wurden.
  

Andrea Gellert

Shapingmaschine

LVR-Industriemuseum Gesenkschmiede Hendrichs, Solingen

Shapingmaschine, um 1960

September 2019

Unser Objekt des Monats steht in der Dauerausstellung des LVR-Industriemuseums Solingen. In unserer Besucherwerkstatt Metall! werden die BesucherInnen dazu aufgefordert, Metalle mit Handwerkzeugen zu bearbeiten. Die Shapingmaschine steht hingegen für die mechanisierte Metallbearbeitung, wie sie lange Jahre in der Solinger Schneidwarenindustrie üblich war.

Shapingmaschinen zählen zu den wichtigsten Maschinen in der Werkzeugmacherei der Firma Hendrichs. Mit ihrer Hilfe wurden die für die Produktion von Scherenrohlingen

notwendigen Werkzeuge – Gesenke und Schnittwerkzeuge – bearbeitet. Die Hauptelemente der Maschine sind: Werkzeugschlitten (Support), der Stößel (das Werkzeug), der Werkzeugtisch, der Antrieb und die Steuerung. Ein gradlinig hin und her bewegter Werkzeugstössel hebt bei dem eingespannten, ruhendem Werkstück Metallspäne ab.

Genutzt wurde die Maschine vor allem dazu, bei einem Gesenk die Oberfläche plan zu hobeln. Es wird so viel Material abgehobelt, bis die Tiefe von Ober- und Untergesenk genau mit dem Maß der Schere übereinstimmt. Auch die schräge Fase an der Scherenform im Gesenk wird hier gehobelt. In diese Hohlräume entweicht beim Schmieden das überschüssige Metall.

Die hier gezeigte Maschine wurde um 1960 angeschafft. Eine erste Metallhobelmaschine wurde von Georg Reichenbach zwischen 1804 und 1818 entwickelt. Sie ersetzte die

mühselige Handarbeit des Feilens. Anstelle der Handfeile trat ein mechanisch geführtes Werkzeug, der Meissel. Die Fa. Hendrichs arbeitete seit der Zeit um 1900 mit Shapingmaschinen. Die meisten dieser Maschinen lieferte die Solinger Maschinenbaufirma Klopp.

Heute sind die Shapingmaschinen im Werkzeugbau längst überholt. Inzwischen übernimmt die Steuerung ein Computer, in den ein Werkzeugmacher die gewünschte Form des Gesenks eingibt. Nach diesem Programm trägt eine Senkerodiermaschine überflüssiges Material vom Gesenkblock ab; die “Erosion“ der Metallteilchen wird durch elektrische Entladungsvorgänge hervorgerufen. Die erodierten Gesenke müssen gehärtet und eventuell geringfügig mechanisch nachbearbeitet werden. Ein Werkzeugmacher bedient, programmiert und kontrolliert mehrere Maschinen gleichzeitig.

LVR-Industriemuseum Gesenkschmiede Hendrichs

Blumenvase, um 1908

Archiv- und Museumstiftung der VEM – Museum auf der Hardt, Wuppertal. Fotograf: Arendra Wiemardo

Blumenvase, um 1908

August 2019

Werkstück oder schon kleines Kunstwerk? Hergestellt wurde diese ca. 10 cm hohe Vase in einer Werkstatt der Evangelischen Missionsgesellschaft für Deutsch Ostafrika (später in Bethel Mission umbenannt). Die Gesellschaft unterhielt in der ehemaligen Kolonie, dem heutigen Tansania, am Beginn des 20. Jahrhunderts einige Werkstätten, von Schreinereien über Töpfereien und Nähereien bis hin zu einer Druckerei. Sie waren den Missionsstationen angeschlossen. Die kleinen Betriebe sollten nicht nur einen Beitrag für eine angestrebte wirtschaftliche Unabhängigkeit der Stationen leisten. Vielmehr waren sie auch als Ausbildungsstätten für die Menschen gedacht, die sich im Laufe der Zeit um die Stationen herum ansiedelten.


Stücke wie das gezeigte wurden von afrikanischen Gesellen hergestellt. Dies geschah unter Anleitung von eigens zu diesem Zweck durch die Missionsgesellschaft angeworbenen deutschen Handwerksmeistern. Der Einfluss der Ausbilder spiegelt sich dabei deutlich in technischer und formal-ästhetischer Hinsicht in dem Werkstück wieder. Es wurde unter Nutzung einer rotierenden Töpferscheibe bearbeitet und entspricht in seiner Form dem europäischen Geschmack der Zeit. In einem tansanischen Haushalt um die vorletzte Jahrhundertwende gab es für einen solchen Gegenstand zunächst einmal keine sinnvolle Verwendung. Hergestellt wurden diese Töpferwaren – wie andere Dinge des täglichen Gebrauchs – daher für den Export nach Deutschland. Sie wurden dort auf Missionsfesten, Weihnachtsbasaren und zu ähnlichen Anlässen verkauft. Mit seinem umlaufenden Dekor aus gleichseitigen Dreiecken gelangte mit dem gezeigten Stück allerdings auch ein gestalterisches Element nach Deutschland, das dem ästhetischen Empfinden jener Menschen entsprach, die die Dinge schufen. 

Auch für das bergische Land ist ein Verkauf vergleichbarer Dinge durch eine andere Missionsgesellschaft, die Rheinische Mission, belegt. In ihrem Missionshaus in Barmen verkaufte man in den 1850er Jahren „Cigarrenpfeifen mit schön polierten Köpfen“, die auf der Station Steinkopf im heutigen Südafrika gefertigt wurden. Der interessierte Barmer Bürger konnte ein solches Stück zum Preis von fünfzehn Groschen erwerben. Aber auch „Auswärtige“ konnten „ihre Bestellungen an das Missionshaus unter der bekannten Rubrik unserer Gesellschaft machen“, wie es in einem Bericht aus dem Jahr 1854 zu lesen ist.

Das Objekt ist Teil der Ausstellung „Erst die Arbeit, dann die Mission„, zu sehen ab 27. Oktober 2019 im Museum auf der Hardt der Archiv- und Museumsstiftung der VEM.

Christoph Schwab, Archiv- und Museumsstiftung der VEM

Museum auf der Hardt der Archiv- und Museumsstiftung der VEM, Wuppertal

Bohrmaschine No. 750 von Metabo

Foto: Deutsches Werkzeugmuseum, Remscheid

Bohrmaschine No. 750 von Metabo

Juli 2019

Unser „Objekt des Monats“ ist Teil der Ausstellung „Arbeit ist das Salz des Lebens“ im Deutschen Werkzeugmuseum. 

Gezeigt wird das Exponat im Rahmen der Ausstellung als Beleg für die Werkzeugentwicklung und steht für eine alte, längst erloschene Firma aus Remscheid. Es handelt sich hierbei um die Albert Urban & Comp., gegründet im Jahre 1879, die im Jahr 1920 in Aurowa umfirmiert wurde.
Unter dem Namen Aurowa stellte die Firma Bohrwinden und Bohrmaschinen her. In den 1960er Jahren übernahm die heute noch bestens bekannte Firma Metabo die Restposten und verhalf den bis heute funktionstüchtigen Bohrmaschinen der Firma Aurowa zu neuem Glanz.

In der Zeit um 1935 entstand die abgebildete Bohrmaschine bei der Firma Metabo unter der Bezeichnung No. 750. Sie leistete beachtliche 120 Watt, konnte Bohrer bis zu 6,5 mm Durchmesser aufnehmen und hatte eine Drehzahl von bis zu 1200 U/Min. Dabei besticht sie durch ihr kompaktes Baumaß von ca. 30 cm Länge und einem geringen Gewicht. Die übliche Bauweise für Bohrmaschinen bestand aus einem Gusskörper, der als Träger für Motor und Getriebe diente. Bei unserem Modell wird ein Stahlblechkorb als Maschinenkörper benutzt, was als Vorläufer zur modernen Bauweise mit Verbundwerkstoffen angesprochen werden kann. Ein letztes Pendant zu dieser leichten Art von Bohrmaschinen war die ‚Piccolo‘ von Aurowa. Diese Maschinen läuteten dann auch das Zeitalter der „Heimwerker-Maschinen“ ein.

Dr. Andreas Wallbrecht und Markus Heip, Deutsches Werkzeugmuseum

Deutsches Werkzeugmuseum Remscheid