Im Januar startete das Schloss- und Beschlägemuseum in Velbert die Reihe „Objekt des Monats“ mit einem symbolischen Schlüssel, der uns im Februar zu einer Truhe aus dem Museum und Forum Schloss Homburg führte.
Eine Truhe mit Schlüssel wird auch für Caroline Ohlig geb. Westhoff eine große Rolle gespielt haben, als sie 1849 aus Rosbach an der Sieg in den kleinen Ort Lindscheid bei Nümbrecht zog. Wahrscheinlich bewahrte sie darin einen Teil ihrer umfangreichen Aussteuer auf. Im Objekt des Monats März, dem Ehevertrag zwischen Caroline Ohlig und ihrem Ehemann Johann Heinrich Ohlig, können wir nachlesen, was die junge Frau alles mit in die neue Heimat brachte.
Insgesamt führt der Ehevertrag 55 verschiedene Posten auf. Dabei handelte es sich um 280 Kleidungsstücke (darunter elf Kleider und zwanzig Schürzen), 146 Teile Tisch- und Bettwäsche sowie diverse Haushaltsgegenstände, Bücher und Möbel. Auch ein vergoldetes Kaffeeservice und Goldschmuck im Wert von 25 Thalern gehörten dazu.
Die Auflistung zeigt, wie wohlhabend Caroline Westhoff war. Insgesamt schätzte der Notar ihr Vermögen auf 550 Thaler. Dies war etwa der Preis von zehn Kühen. Zum Vergleich: Eine Magd oder ein Knecht in der Landwirtschaft verdienten ca. 25 bis 35 Thaler im Jahr (bei freier Kost und Unterbringung), ein Lehrer an der Schule erhielt ein Jahresgehalt von 130 Thalern.
Einen Ehevertrag abzuschließen war im 19. Jahrhundert (noch) nicht üblich. Er diente der jungen Frau zur Absicherung, damit sie im Fall einer Auflösung der Ehe ihr großes Vermögen behalten konnte. Bei ihrem Ehemann handelte es sich nämlich nicht um einen reichen Großgrundbesitzer, sondern um einen Uhrmacher mit kleiner Landwirtschaft, dessen erste Ehefrau und Mutter seiner Kinder verstorben war.
Es ist ein glücklicher Umstand, dass der Ehevertrag erhalten geblieben ist. Allein die Auswertung der Inventarliste ermöglicht heute viele interessante Einblicke in das damalige tägliche Leben einer Frau.
Eine Abschrift des Ehevertrages zeigt das LVR-Freilichtmuseum Lindlar im Haus Lindscheid. Hier lebte Caroline Ohlig nach ihrer Hochzeit bis zu ihrem Tod im Jahr 1905. Die Ausstellung gibt zudem einen spannenden Einblick in das Leben der Familie Ohlig, das Handwerk des Uhrmachers und die Alltags- und Sozialgeschichte im Oberbergischen Land im 19. Jahrhundert. Von den im Ehevertrag genannten Gegenständen ist leider nichts im Original erhalten geblieben. Die in der Ausstellung gezeigte Ausstattung der Räumlichkeiten und die Textilien im Kleiderschrank stammen aus der Sammlung des Museums.
Petra Dittmar, LVR-Freilichtmuseum Lindlar
Im nächsten Monat stellen wir ein Foto aus der Sammlung des Bergischen Museums für Bergbau, Handwerk und Gewerbe in Bergisch Gladbach vor. Dieses zeigt junge Frauen, die gar nicht so weit entfernt von Caroline Ohlig in Lindscheid in einem der vielen Bergbaubetriebe des Bensberger Erzreviers als sogenannte „Erzengel“ arbeiteten. Wir fragen uns, ob ihre Lebensumstände in einem ähnlichen Ehevertrag abgebildet worden wären.