Die Zunftkanne ist ein zylindrisches oder konisches Schankgefäß, das bei Zunft- und Ratsversammlungen Verwendung fand. Bei Lossprechungs-Feiern nahmen die Lehrlinge daraus ihren ersten Gesellentrunk.
Die Zünfte waren Berufsvereinigungen, die sich im Mittelalter in großen Städten gründeten. Die erste Zunft der Zinngießer wird im 13. Jahrhundert in Nürnberg erwähnt. Sie legte die Anzahl der Meisterbetriebe fest und sorgte somit für das nötige Auskommen der Werkstätten. Darüber hinaus wachte sie über die Legierungen, über Ausbildungs- und Prüfungsordnungen und über die Zeremonien der Gesellen- und Meisterfeiern.
Lehrling konnte nur der werden, der „ehrlich und fromm“ war und dessen Vater einen „ehrenwerten“ Beruf hatte. Die Lehrzeit dauerte drei bis sechs Jahre. Konnte von der Familie ein Lehrgeld entrichtet werden, verringerte sich die Lehrzeit um ein bis zwei Jahre. Nachdem der Lehrling die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und sein Gesellenstück zur Zufriedenheit des Meisters hergestellt hatte, bat er vor der Zunfttruhe, die für die anschließenden Wanderjahre bereitstand, um Lossprechung. Daran schloss sich ein großzügiger Umtrunk der Zunftversammlung an, für den der Junggeselle selbst zu sorgen hatte.
Christa Hoffmann