Kofferwagen, gepackt mit vielen verschiedenen Koffern

Kofferwagen, Eisenbahn- und Heimatmuseum Erkrath-Hochdahl, Foto: Peter-Achim Segler

Kofferwagen

August 2023

Wenn die Händler aus Remscheid ihre Werkzeuge in der ganzen Welt anboten (siehe unser Objekt des Monats Juli 2023), verreisten sie mit einem Koffer. Und davon gibt es im Eisenbahn- und Heimatmuseum Erkrath-Hochdahl eine ganze Menge!

Die eigenen Sachen gut verpackt zu wissen: diesen Wunsch gab es schon seit ewigen Zeiten. War es die Reise mit der Postkutsche oder dem Planwagen: es wurden Körbe, Truhen oder Kisten, manchmal auch Leinensäcke benutzt.

Irgendwann kam mutmaßlich ein Stellmacher auf die Idee, eine kofferähnliche Kiste zu bauen, die nicht zu breit war, mit einem Griff versehen und eine nicht allzu lange Strecke getragen werden konnte. Der besondere Pfiff dabei war, beide „Kofferteile“ einerseits gut öffnen und schließen zu können und andererseits für Unbefugte sogar verschlossen zu halten. Damit war die Urform des „Koffers“ angelegt.

Solch ein Koffer war immer noch recht schwer, bereits im leeren Zustand. Man probierte es mit Sperrholz. Das war schon besser. Dann folgte der Einsatz von verfestigter Pappe und Leder.

Irgendwann ließ sich ein Erfinder eine feste, aber leichte, flächige Masse als ‚Vulkan-Fiber‘ patentieren. Und heute, seit 1972, gibt es die Rollkoffer aus Kunststoff mit vier leichtlaufenden, lenkbaren Rollen und versenkbarem Tragebügel.

Den Gipfel der Koffergilde stellt der Schrankkoffer dar. Der hatte seine Blütezeit im 19. Jahrhundert, als die Dampfer aufkamen und man sich bequeme Schiffspassagen leisten wollte. Nur schlug sich kein Gutbetuchter mit diesen Trumms rum. Da brauchten sie den Dienstmann. Und diese Kabinenkoffer hatten es in sich: Fächer, Kleiderstangen und Bügel, alles vom Feinsten – und sauschwer.

All diese Koffer wurden früher bei der Bahn an einem Gepäckschalter auf dem Bahnhof abgegeben. Dann luden die Bahnangestellten die Koffer auf einen Kofferwagen, wie er im Lokschuppen Hochdahl zu sehen ist, und kümmerten sich darum, dass die Koffer in den richtigen Zug und dort in einen Gepäckwagen oder Packwagen zur Beförderung von Reisegepäck eingeladen wurden. Die Reisenden konnten sich ihre Koffer am Gepäckschalter des Ankunftsbahnhofs wieder abholen. Sie mussten sich während ihrer Reise nicht um das Gepäck kümmern. Was für einen Service es früher gegeben hat!

Koffer können viele Geschichten aus ihrem Leben erzählen! Lesen Sie mehr auf der Webseite des Eisenbahn- und Heimatmuseums Hochdahl-Erkrath: https://www.lokschuppen-hochdahl.de/wordpress/2018/06/29/ein-koffer-erzaehlt

Dr. Ralf Fellenberg, Eisenbahn- und Heimatmuseum Hochdahl-Erkrath



Doch nicht nur Handelsreisende, ihre Koffer und Werkzeuge reisten mit der Bahn. Auch der Transport der bis zu drei Tonnen schweren Schleifteine für die bergischen Kotten aus der Eifel stellte eine Herausforderung dar. Mehr dazu im nächsten Objekt des Monats.