Bei dem Objekt des Monats November handelt es sich um ein Elfenbeinkästchen aus der Sammlung von Schloss Burg. Das Kästchen ist 10 cm hoch, 19 cm breit, 11,5 cm tief und wird auf das 12. Jahrhundert datiert.
Das Kästchen besitzt ein rechteckiges, kastenförmiges Unterteil. Der Deckel besteht aus vier abgeschrägten Seiten mit einem Deckelgriff. Alle Teile dieses Kästchens sind aus einzelnen, ineinander verzapften Elfenbeinscheiben zusammengefügt. Zudem sehen wir an den Ecken reiche feuervergoldete, in „Spitzkuppeln“ auslaufende Bronzebeschläge. Während der linksseitige Griff noch vorhanden ist, fehlt der rechte leider. Auf allen Seiten des Deckels finden wir ornamentale Bemalung in Schwarz, die aufgrund des Alters schon etwas verblasst sind. Auf der Rückseite sehen wir ein Motiv aus gegenständigen Vögeln.
Über die Herkunft des Objektes lässt sich leider nur spekulieren. Vermutet wird, dass es in Sizilien hergestellt oder gehandelt wurde. Die Insel war im 12. Jahrhundert ein Zentrum für den Handel und die Herstellung von außergewöhnlichen Kunstwerken. Dazu gehörten auch zahlreiche, sehr wertvolle, Elfenbeinschnitzereien.
Doch wie kam unser Kästchen nun ins Bergische Land? Ein möglicher Grund könnte die Reiselust der frühen bergischen Grafen gewesen sein. Viele Mitglieder der Familie Berg unternahmen lange Reisen und nahmen zum Teil auch an den Kreuzzügen teil, so u.a.: Adolf von Berg, gestorben 1148 im zweiten Kreuzzug vor Damaskus; Engelbert von Berg, starb 1189 im dritten Kreuzzug in Kubin (Serbien) und Graf Adolf III., der im dritten Kreuzzug vor Damiette in Ägypten starb.
Gut möglich also, dass einer von ihnen (oder eine Person aus ihrer Reisegruppe) dieses Kästchen mitgebracht hat. Auch über den Verwendungszweck kann man nur raten. Für Urkunden oder ähnlich wichtige Schriftstücke ist es wohl zu klein. Vermutlich wurden Schmuckstücke oder eventuell auch Reliquien darin verwahrt.
Doch auch für einen weiteren Aspekt der Geschichte ist dieses Kästchen ein sehr gutes Beispiel, und zwar für den kulturellen Import, der insbesondere während der Zeit der Kreuzzüge stattfand. Die Gier der Kreuzfahrer nach Reichtum und Schätzen sorgte nicht nur dafür, dass viele Kunstschätze und Reliquien geraubt und nach Europa gebracht wurden, sondern auch dafür, dass die Krieger neue Erkenntnisse und Wissen mitbrachten. Hieraus entwickelte sich nach und nach ein reger Austausch zwischen Ost und West.