Drechselbank "Solid"

Halbautomatische Drechselbank „Solid“

Oktober 2022

Bei unserem Objekt des Monats Oktober handelt es sich um eine halbautomatische Façon (frz. Form)-Drechselbank, namens „Solid“.

Eine Drechselbank ist eine Maschine, bei der Mittels Rotation ein Werkstück in runde Form (in unserem Fall für einen Griff für einen Beitel) gebracht wird. Dazu wird ein längliches quadratisches Holzstück zwischen Spindel- und Reitstock eingespannt und in Rotation versetzt. Nun kann der Arbeiter, mit Hilfe verschiedener Beitel oder Meißel, das Werkstück in die gewünschte Form bringen. So entstehen Griffe für z.B. Beitel, die Hefte genannt werden. Aber nicht nur Hefte für Beitel können so hergestellt werden, sondern auch Griffe für die unterschiedlichsten Werkzeuge, wie z.B. Schraubendreher.

Das Besondere an dieser Drechselbank (Deutsches Reichspatent 1929) ist, dass eine Schablone, die unserer Drechselbank auch ihren Namen gibt, eingespannt werden kann: An dieser Schablone fährt später der Führungsstift die Kontur der Schablone nach und überträgt diese auf den Meißel. Dieser drechselt nun das eingespannte Holzstück ab und bringt es in die gewünschte Form.

Auf diese Weise konnten viele verschiedene Heftformen in kürzester Zeit hergestellt werden. Wenn die Maschine richtig eingestellt und die passende Schablone, nach der das Heft geformt werden sollte, am vorderen Teil der Maschine angebracht war, musste der Arbeiter nur noch ein passendes Holzstück einsetzen und den großen Hebel an der rechten Seite betätigen. Das Übertragen der Form auf das Heft erfolgte nun automatisch. Nach diesem Schritt werden zwei Meißel herangeführt, die das Heft vorne und hinten abstechen und dadurch das fertige Heft zu Boden fällt. Die Maschine war nun wieder sofort bereit, von vorne zu beginnen und ein neues Heft zu bearbeiten. Somit war die Drechselbank bereits auf eine industrielle Massenproduktion ausgelegt.

Angetrieben wurde die Drechselbank ursprünglich durch eine externe Krafteinheit, einem zentral stehenden Motor, dessen Kraft über einen Lederriemen auf eine Transmissionsachse übertragen wurde. Von dort wurden durch weitere Lederriemen neben unserer Drechselbank auch weitere Maschinen in der Produktion in Bewegung gesetzt. Im Laufe ihrer Dienstzeit wurde ihr Antrieb aber durch einen separaten Elektromotor der Firma Kromberg & Schubert (kurz Kroschu genannt) aus Barmen-Remscheid (heute Wuppertal) mit einer Leistung von 1,5 PS und einer Umdrehungszahl von bis zu 2800 pro Minute ersetzt.

Zurzeit ist die Drechselbank in der Sonderausstellung „Beitel – scharf & geschlagen Holzbearbeitungswerkzeuge mit Herkunftsnachweis“ im Deutschen Werkzeugmuseum in Remscheid zu sehen.

Fotos: Deutsches Werkzeugmuseum Remscheid

Detail der Drechselbank „Solid“. Foto: Deutsches Werkzeugmuseum