Motorradmodell aus Kamerun. Foto: Archiv- und Museumsstiftung der VEM

Motorradmodell aus Kamerun. Foto: Archiv- und Museumsstiftung der VEM

Motorradmodell aus Kamerun

Oktober 2021

Die Straßen in der Region Extrême Nord im nördlichsten Zipfel Kameruns sind außerhalb der größeren Städte und Siedlungen meist schlecht oder gar nicht befestigt. Wer nicht zu Fuß oder mit einem Last- oder Reittier unterwegs ist, größere Distanzen in vergleichsweise kurzer Zeit zurücklegen will oder muss, der benötigt entweder einen Geländewagen oder ein Motorrad. Dies ist besonders im Gebiet der Mandaraberge nördlich des Regionalverwaltungssitzes Marua der Fall. Sowohl dort als auch in der Stadt selbst sind robuste Motorräder – wie das hier als nahezu maßstabsgetreues Modell zu sehende – als Lastentransporter oder Personentaxi häufig im Einsatz. Auf eine solche Einsatzmöglichkeit weisen die als Doppelsitzer ausgeführte Sitzfläche und die Verschalung des Hinterrades am Modell hin.

Das Modell selbst ist ein kleines Kunstwerk und wurde aus einem organischen Material hergestellt, das in der Landwirtschaft der gesamten Sudanzone Afrikas zwischen tropischer Regenwaldzone und Sahara in großen Mengen anfällt. Es handelt sich um die Stängel und Fasern des Sorghum. Die Körner dieser Hirseart sind in den halbtrockenen bis trockenen Gebieten Afrikas ein Grundnahrungsmittel. Auch im Norden Kameruns wird Sorghum daher häufig angebaut. Stängel und Blätter der Pflanze können als Viehfutter verwendet werden. Aufgrund ihres hohen Zellulosegehalts sind sie jedoch auch als stabilisierende Beimischung zu Dung und Lehm bei der Herstellung der Wände traditioneller Häuser in der Region geeignet.

Dieselbe Stabilität ist es aber auch, die sie zum Ausgangsmaterial für kreatives Arbeiten macht. Modelle wie dieses werden so oder in einfacheren Ausführungen als Spielzeug oder gezielt für den (touristischen) Markt hergestellt. Das hier zu sehende Motorradmodell wurde 1998 in der Nähe des Dorfes Oudjilla erstanden.