3 Nägel im Schmiedefeuer

Friedensnägel. Foto: Schmieden für den Frieden. Dombauhütte Köln, 2018

#GenauGeschaut 9: Von der Kettenschmiede zum Friedenssymbol – Ein besonderer Tag für die Schmieden im Bergischen Museum

April 2025

Mein Name ist Antonia, ich komme aus Bensberg und ich mache dieses Jahr mein Freiwilliges Soziales Jahr im Bergischen Museum für Bergbau, Handwerk und Gewerbe. Das Museum hat mehrere historische Werkstätten auf seinem Außengelände, darunter sind besonders viele Schmieden. Eine dieser Schmieden möchte ich heute vorstellen. Sie ist dem Handwerk des Kettenschmiedens gewidmet.

Jedes Mal, wenn ich an der Kettenschmiede vorbeigehe, frage ich mich, wie es wohl war, an so einem Arbeitsplatz zu arbeiten: Wie hat sich Paul Azinger (1899–1969), ursprünglich ein Feilenhauer, das Handwerk beigebracht? Oder hat er es von einem anderen Schmied gelernt? Wie anstrengend muss es wohl gewesen sein, jeden Tag an der Esse zu stehen, um jedes Kettenglied einzeln zu schmieden. In den 1920er Jahren baute Paul Azinger die Werkstatt auf, um sich eine neue Erwerbsquelle zu erschließen. Wo er das Handwerk erlernt hat, wissen wir nicht. Zusammen mit seinem Sohn Georg (1920–1980) führte er die Kettenschmiede in Scheel bei Lindlar. 1938 zog die Schmiede dann nach Ente an die stark befahrene Straße zwischen Wipperfürth und Bergisch Gladbach.

historische Schmiede im Museum
Kettenschmiede im Bergischen Museum. Foto: Antonia Müller

Dies scheinen schon die ersten Anzeichen zu sein, dass auch damals schon Kettenschmieden kein lukratives Geschäft mehr war. Denn ab 1952 musste sich Paul Azinger einen weiteren Nebenerwerb suchen, so dass sein Sohn Georg alleine die Leitung der Kettenschmiede übernahm. Irgendwann konzentrierte sich Azinger Junior immer stärker auf die Reparatur von Ketten anstatt auf deren Neuanfertigungen. Beides kann ich mir als Arbeit heute schwer vorstellen, vor allem wenn man bedenkt, wie selbstverständlich wir heute Sachen wie Ketten für wenig Geld im Baumarkt kaufen können.

Bereits 1957 galt sein Betrieb als der letzte seiner Art im gesamten Rheinisch-Bergischen Kreis. Die wirtschaftlichen Nöte der Azingers spiegeln sich übrigens auch in der Werkstattausstattung wieder: Fast alle Maschinen, die heute im Museum zu sehen sind, hat Paul Azinger aus Schrott selbst gefertigt. Ich frage mich, woher er wusste, wie er die Maschinen zusammensetzen muss, damit sie funktionieren. Und in welcher Notlage er tatsächlich war, um so ein unsicheres Unternehmen aus dem Nichts aufzubauen. Schade, dass wir ihn heute nicht mehr fragen können.

Dieses Jahr wird die Esse der Kettenschmiede übrigens im Rahmen eines ganz besonderen Projekts angefeuert, das ich hier erwähnen möchte: Erstmals beteiligen sich das Museum und sein Förderverein an der Initiative „Schmieden für den Frieden“. Schmiede aus der ganzen Welt kommen an den verschiedensten Orten regelmäßig zusammen, um gemeinsam Friedenssymbole zu erschaffen und humanitäre Zwecke zu unterstützen.

Am 17. Mai 2025 sind von 11 bis 17 Uhr insgesamt 10 bis 12 „Friedensschmiede“ in Aktion zu erleben. Auch an der Esse in der Kettenschmiede werden die circa 25 Zentimeter langen, mit dem Symbol der Friedenstaube gekennzeichneten „Friedensnägel“ geschmiedet, die Besucherinnen und Besucher gegen eine Spende mit nach Hause nehmen können. Ich persönlich finde es super, dass mal wieder Leben in die Kettenschmiede kommt, und dies auch noch für einen guten Zweck.

Der Erlös kommt zur Hälfte dem Verein Städtepartnerschaft Butscha – Bergisch Gladbach e.V. zur Durchführung von Hilfsprojekten in Butscha, Ukraine, sowie dem Förderverein des Bergischen Museums zur Realisierung von Maßnahmen zur Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am Museumserlebnis zugute. Die Bethe-Stiftung von Roswitha und Erich Bethe verdoppelt den eingeworbenen Spendenbetrag.

Antonia Müller, FSJlerin im Bergischen Museum für Bergbau, Handwerk und Gewerbe

Bergisches Museum für Bergbau, Handwerk und Gewerbe