Hauerschein von August Miranski. Foto Stadtmuseum Werne

Gast sein

Juli 2022

Als Gast versucht man oft, sich anzupassen. Die Gründe sind sicher vielfältig: Man möchte zum Beispiel nicht unangenehm auffallen, indem man gesellschaftliche Regeln bricht. Oder den Gastgebern zur Last fallen, indem man unpassende Abläufe und Anforderungen mitbringt.

Wenn wir vom Karl-Pollender-Stadtmuseum hier bei den Bergischen Museen zu Gast sein dürfen, dann ist das nicht so kompliziert. Wir wählen aus ganz freien Stücken ein Thema, das sich gut an die „Objekte des Monats“ hier anschließt, denn solche Berührungspunkte beflügeln den Austausch. Sobald wir das Foto eines Bergmanns sahen (Objekt des Monats April) war die Sache klar: Bergbau ist auch ein Thema in Werne!

Die Zeche in Werne war von 1899 bis 1975 in Betrieb. Sie prägte die Stadt baulich, wirtschaftlich und sozial. Ein wichtiger Aspekt war die Zuwanderung von Arbeitskräften um die Jahrhundertwende und bis in die späten 1920er-Jahre, die aus dem kleinen Örtchen eine Stadt werden ließ.

Einer dieser Zuwanderer war August Miranski. Seinen Hauerschein haben wir hier im Museum und können lesen, dass er am 19. September 1895 in dem schlesischen Dörfchen Donnersmark (heute: Pakoszów in Polen) geboren wurde. Als er nach Werne kam, wurde sein Name eingedeutscht zu Meinert. Dies ging auf eine Vorgabe der preußischen Regierung zurück: einwandernde Arbeiter für den Bergbau sollten „germanisiert“ werden, sie sollten mit der deutschen Bevölkerung verschmelzen.

Von Integration konnte hier keine Rede sein: Viele der sogenannten Ruhrpolen lebten in eigenen Vierteln und wurden von den Kollegen aus alteingesessenen Familien nicht als ebenbürtig akzeptiert. Wie August Miranski die Anpassung seines Namens empfand, wissen wir nicht. Fakt ist, dass eine hohe Zahl der zugewanderten polnischen Arbeiter auch wegen der mangelnden Gastfreundschaft in den 1920er Jahren weiter migrierte oder in das neue Polen zurückkehrte.

Dr. Constanze Döhrer, Leiterin des Stadtmuseum Werne


Das kulturhistorische Museum im alten Amtshaus am Kirchhof beherbergt auf vier Etagen die Geschichte der Stadt Werne. Hier erzählen Dinge und Menschen Geschichten von früher und heute, vom Jagen und Sammeln bis zu Amazon und Klimaschutz. Gemeinsam mit den Bürger:innen der Stadt entwickelt sich das Museum gerade zur Lesehilfe für und zum Austauschort über die Stadt. Mehr zum Museum auf Stadtmuseum – Stadt Werne. Das Netzwerk Bergische Museen und das Karl-Pollender-Stadtmuseum sind im Projekt #keinRembrandt miteinander verbunden.

Fotos: Stadtmuseum Werne